Compliance Compass: EU-Regulierungen für Software, SaaS und Cloud-Hosting
TL;DR Die EU hat mit GDPR, NIS‑2, DORA, CRA, Data Act und dem Cloud Sovereignty Framework ein …
Diese Serie erklärt systematisch, wie moderne Software compliant entwickelt und betrieben wird – von EU-Regulierungen bis zur technischen Umsetzung.
Der Data Act (Verordnung (EU) 2023/2854) ist mehr als ein weiteres Compliance-Projekt. Er ist ein Infrastrukturgesetz für den europäischen Daten- und Cloud-Markt.
Am 12. September 2025 beginnt die Anwendung der Verordnung. Ab diesem Zeitpunkt gelten harmonisierte Regeln für:
Für Sie als technisch verantwortliche Person bedeutet das: Exit-Fähigkeit, Portabilität und Interoperabilität sind nicht mehr „nice to have“, sondern eine gestaltbare Pflicht – und damit eine Chance, Architekturen robuster und verhandlungsstärker zu machen.
Nutzer von verbundenen Produkten und Services – egal ob Unternehmen oder Verbraucher – erhalten ein klares Recht auf Zugang zu den durch Nutzung entstehenden Daten.
Kernpunkte:
Für Engineering-Verantwortliche heißt das: Telemetrie- und Event-Ströme gehören nicht mehr exklusiv der Plattform – die Fähigkeit, sie extern zugänglich und portabel zu machen, wird rechtliche Pflicht.
Datenhalter müssen auf Wunsch des Nutzers Daten an Dritte weitergeben – unter fairen, angemessenen und nichtdiskriminierenden (FRAND) Bedingungen.
Wichtige Aspekte:
Damit verschiebt sich der Fokus von exklusiven Daten-Silos hin zu Datenökosystemen, in denen Interoperabilität und saubere Schnittstellen auch wirtschaftlich relevant werden.
Öffentliche Stellen, die EU und bestimmte Unionsorgane erhalten in Ausnahmefällen Zugang zu Daten privater Akteure, etwa bei:
Dieser Zugang ist streng zweckgebunden, zeitlich limitiert und an Vorgaben zu Anonymisierung, Dokumentation und Löschung geknüpft.
Organisatorisch bedeutet das: Sie sollten in der Lage sein, Datenzugriffe für Behörden nachvollziehbar, kontrolliert und revisionssicher bereitzustellen – ohne Ihre gesamte Infrastruktur ad hoc umbauen zu müssen.
Ein Kernbereich des Data Act ist die systematische Reduktion von Vendor-Lock-in bei Cloud- und Edge-Services.
Pflichten für Provider:
Für Kunden wird damit ein rechtlich abgesichertes Wechselrecht geschaffen – inkl. schrittweisem Abbau von Egress-Gebühren.
Die EU-Kommission kann harmonisierte Normen und Common Specifications für Datenräume und Cloud-Interoperabilität definieren. Relevante Referenzen sind unter anderem:
Ziel ist, dass Multi-Cloud- und Multi-Vendor-Szenarien nicht auf Einzelverträgen und individuellen Integrationen beruhen, sondern auf standardisierten Schnittstellen und Formaten.
Provider müssen nicht-personenbezogene Daten vor unrechtmäßigen Zugriffen aus Drittstaaten schützen.
Dazu gehören:
Auch hier gilt: Compliance ist ein Architekturthema. Wer früh über Datenlokation, Mandantentrennung und Verschlüsselung nachdenkt, erfüllt nicht nur den Data Act, sondern verbessert die Sicherheitsposition insgesamt.
Cloud-Switching ist einer der unmittelbar spürbaren Bereiche für Ihre Infrastruktur. Der Data Act konkretisiert hier mehrere technische und organisatorische Anforderungen.
Provider müssen offene, gut dokumentierte Schnittstellen anbieten, die:
Für Sie heißt das: Bei der Bewertung von Cloud- oder Plattformangeboten sollten API-Design, Dokumentation und die Orientierung an Standards explizit in den Auswahlprozess einfließen – nicht nur Preis und Feature-Liste.
Der Data Act verpflichtet Provider, Gebühren für Datenausgang (Egress) schrittweise abzubauen:
Das nimmt einen zentralen wirtschaftlichen Hebel aus der Hand der Provider und stärkt Ihre Verhandlungsposition. Gleichzeitig lohnt sich für Sie, Switching-Fähigkeit nicht nur juristisch, sondern technisch so vorzubereiten, dass ein Wechsel praktikabel ist.
Provider müssen „funktionale Äquivalenz“ beim Wechsel zwischen Cloud-Infrastrukturen unterstützen – mindestens auf IaaS-Ebene.
Konkret bedeutet das:
Für Ihre Architekturentscheidungen ist das ein starkes Argument, konsequent auf portierbare Basiskomponenten zu setzen und Provider-spezifische „Magie“ bewusst einzurahmen.
Exit-Fähigkeit entsteht nicht automatisch, nur weil der Gesetzgeber sie verlangt. Sie ist das Ergebnis von Architekturentscheidungen, Prozessen und gelebter Governance.
Eine tragfähige Exit-Strategie sollte mindestens diese Punkte abdecken:
Runbooks übersetzen die Strategie in konkrete, wiederholbare Schritte. Für Data-Act-konforme Exits sind insbesondere wichtig:
Wesentlich ist, dass diese Runbooks nicht nur existieren, sondern regelmäßig geübt werden – etwa in Form von „Exit-Drills“ ähnlich zu Disaster-Recovery-Tests.
Praktisch haben sich mehrstufige Switching-Prozesse bewährt:
Assessment
Bestandsaufnahme von Workloads, Daten, Abhängigkeiten und regulatorischen Anforderungen.
Design & Prototyping
Zielarchitektur definieren, Pilot-Workloads migrieren, funktionale Äquivalenz verifizieren.
Parallelbetrieb & Datenabgleich
Synchronisation von Datenströmen, Validierung von Performance, Security und Compliance in der Zielumgebung.
Cut-over & Stabilisierung
Umschalten von Produktivlasten, Monitoring eng verfolgen, Runbooks iterativ verbessern.
Decommissioning & Abschlussdokumentation
Abschaltung der Altumgebung, vertragliche und regulatorische Anforderungen (z. B. Datenlöschung, Nachweise) erfüllen.
Mit einem solchen strukturierten Vorgehen wird Cloud-Switching von einem Risiko zu einem gestaltbaren Standardprozess.
Standards sind die Brücke zwischen rechtlichen Anforderungen und technischer Umsetzung.
Die Norm ISO/IEC 19941 adressiert Interoperabilität und Portabilität von Cloud-Services entlang mehrerer Dimensionen:
Für Sie ist die Norm vor allem ein Referenzrahmen: Sie zeigt, an welchen Stellen Interoperabilität systematisch bedacht werden muss, um Data-Act-Anforderungen nachhaltig zu erfüllen.
Das EU Cloud Rulebook bündelt Anforderungen und Best Practices rund um:
Es ist weniger eine technische Spezifikation als ein Interpretationsrahmen, an dem sich Anbieter und Kunden orientieren können. Wer seine Plattformstrategie daran ausrichtet, reduziert das Risiko, in ein paar Jahren erneut grundlegende Umbauten vornehmen zu müssen.
Wie wird aus diesen Anforderungen ein umsetzbares Betriebsmodell? Drei technische Prinzipien haben sich in Projekten mit ayedo bewährt.
API-First bedeutet:
Damit entsteht die Basis, um Data-Act-konforme Switching-Prozesse nicht nur theoretisch zu beschreiben, sondern automatisiert auszuführen.
Anstatt eine einzelne Zielplattform zu privilegieren, setzt ayedo auf Architekturen, die:
Multi-Cloud wird damit nicht zum Selbstzweck, sondern zum Mittel, Portabilität und Resilienz greifbar zu machen.
Auf Basis dieser Architektur erstellt ayedo mit Kunden:
So wird der Data Act zu einem Treiber für professionelles Plattform-Engineering – und nicht zu einer bloß juristischen Checkliste.
Der Data Act gilt grundsätzlich ab dem 12. September 2025 für alle betroffenen Dienste und Vertragsverhältnisse – unabhängig davon, wann diese ursprünglich geschlossen wurden.
Allerdings wird es Übergangsphasen geben, insbesondere bei der vollständigen Abschaffung von Egress-Gebühren für Switching-Szenarien. Für Sie ist entscheidend, frühzeitig zu prüfen:
Je früher Sie diese Analyse starten, desto größer ist Ihr Handlungsspielraum – vertraglich und technisch.
Der Data Act schreibt keine bestimmte Seitenzahl vor, fordert aber nachvollziehbare und praktikable Switching-Prozesse. In der Praxis sollten Exit-Runbooks:
Die Dokumentation muss so konkret sein, dass sie im Ernstfall als Arbeitsgrundlage taugt – nicht nur als formaler Nachweis. Viele Organisationen verbinden Exit-Runbooks daher mit ihren Disaster-Recovery- und Business-Continuity-Prozessen.
ayedo unterstützt an drei Stellen:
Assessment & Architekturdesign
Analyse Ihrer bestehenden Plattformlandschaft, Identifikation von Lock-in-Risiken und Design einer Zielarchitektur, die Data-Act-Anforderungen (Portabilität, Interoperabilität, Drittlandszugriff) strukturell berücksichtigt.
Implementierung von API-first- und Multi-Cloud-Patterns
Aufbau oder Weiterentwicklung Ihrer Plattform – etwa auf Basis von Kubernetes – mit klaren APIs, standardisierten Deployments und abstrahierten Infrastrukturkomponenten, die Switching technisch ermöglichen.
Aufbau und Test von Exit-Runbooks
Erstellung konkreter Runbooks, Begleitung von Probeläufen und Integration der Exit-Strategie in Ihre Governance-Strukturen, sodass Data-Act-Compliance Teil des Regelbetriebs wird.
Weitere Fragen? Siehe unsere FAQ
Der Data Act macht Portabilität, Interoperabilität und Exit-Fähigkeit zu verbindlichen Standards – und schafft damit den Rahmen für einen Cloud- und Datenmarkt, in dem technologische Qualität, nicht Lock-in, den Ausschlag gibt.
Für Sie als verantwortliche Person bedeutet das, Architekturen und Prozesse so zu gestalten, dass:
ayedo versteht Data-Act-Compliance dabei nicht als isoliertes Rechtsprojekt, sondern als Bestandteil moderner Plattform- und Infrastrukturstrategie. Mit API-first-Design, Multi-Cloud-fähigen Architekturen und gelebten Exit-Runbooks unterstützen wir Organisationen dabei, die gesetzlichen Anforderungen nicht nur zu erfüllen, sondern in robuste, verhandlungsstarke und zukunftsfähige Infrastrukturen zu übersetzen.
Wenn Sie Portabilität und Exit-Fähigkeit systematisch angehen möchten, ist unser Data Act Compliance-Guide ein sinnvoller Einstiegspunkt – kompakt, praxisorientiert und auf Ihre Rolle zugeschnitten. Starten Sie den Prozess mit einer unverbindlichen Erstberatung über den Data Act Compliance-Guide.
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