Systemfehler Identität: Warum 16 Milliarden geleakte Logins ein Weckruf sind

Das aktuelle Datenleck mit über 16 Milliarden kompromittierten Zugangsdaten erfüllt alle drei Kriterien – und zeigt unmissverständlich: Wir haben ein strukturelles Problem im Umgang mit digitaler Identität. Und es betrifft uns alle.

Meta: Katrin Peter · 20.06.2025 · ⏳ 3 Minuten · Alle Blogs →

Ein Sicherheitsvorfall ist dann systemisch, wenn er sich wiederholt, skaliert und normalisiert.

Das aktuelle Datenleck mit über 16 Milliarden kompromittierten Zugangsdaten erfüllt alle drei Kriterien – und zeigt unmissverständlich: Wir haben ein strukturelles Problem im Umgang mit digitaler Identität. Und es betrifft uns alle.

Was passiert ist – und was nicht

Die Sicherheitsforscher von Cybernews haben offengelegt, was wohl der größte Credential-Leak aller Zeiten ist. Nicht recycelte Altdaten, sondern neue, mit Malware abgefangene Login-Informationen: Nutzernamen, Passwörter, Ziel-URLs – gebrauchsfertig und automatisiert auswertbar.

Betroffen sind Plattformen quer durch den digitalen Alltag: Google, Facebook, Telegram, GitHub, VPN-Dienste – aber auch staatliche Online-Portale.

Die Medien melden, was sie immer melden: “Nutzer sollen Passwörter ändern.”

Aber dieser Satz wirkt inzwischen wie eine Kapitulation.

Denn das Problem liegt tiefer.

Identität ist heute der wunde Punkt der Digitalisierung

Digitale Identität ist mehr als nur ein Login. Sie ist der Schlüssel zu Diensten, Konten, Transaktionen – und damit zur Vertrauensinfrastruktur unserer Zeit. Und genau dieser Schlüssel wird heute noch immer so behandelt, als wäre er ein optionales Extra.

Drei strukturelle Schwächen stechen heraus:

  1. Passwortbasierte Authentifizierung ist veraltet.

    Sie basiert auf Wissen, das leicht abgegriffen, wiederverwendet und missbraucht werden kann. Jeder Dienst, der noch auf einfache Login-Formulare setzt, trägt zur Unsicherheit bei.

  2. Identitäten sind zu oft zentralisiert.

    Wer sich mit derselben E-Mail-Passwort-Kombination bei zehn Plattformen anmeldet, legt beim ersten Leak alles offen. Und viele Unternehmen speichern Nutzerdaten noch immer ohne Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.

  3. Sicherheitsarchitektur ist zu oft ein Kostenfaktor – kein Grundprinzip.

    Maßnahmen wie Zero-Knowledge-Prinzipien, rollenbasierte Zugriffskontrolle oder Hardware-gestützte Authentifizierung sind verfügbar – aber nicht Standard.

Wie wir bei ayedo mit digitalen Identitäten umgehen

Wir entwickeln Systeme für Menschen, die uns ihre sensibelsten Daten anvertrauen. Das verpflichtet. Darum behandeln wir Identität und Zugriff nicht als Feature – sondern als Kern der Architektur.

Was das konkret heißt:

  • Kein Passwort verlässt die Clients im Klartext.

    Wir verwenden ausnahmslos sichere Hashing-Algorithmen (z. B. bcrypt), mit Salz, Rate-Limiting und Bruteforce-Prevention.

  • Zugriffe sind nachvollziehbar und segmentiert.

    Wir arbeiten mit fein granulierten Rollen und isolierten Zugangspunkten. Keine Datenbankverbindung läuft “offen”. Jede Anfrage ist autorisiert und dokumentiert.

  • Zero-Knowledge whenever possible.

    Unsere Systeme wissen so wenig wie möglich über die Daten, die sie transportieren – aber genug, um sie sicher zu halten.

  • Zwei-Faktor-Authentifizierung ist Standard – nicht Empfehlung.

    Und zwar nicht als Alibi über E-Mail-Codes, sondern mit TOTP-Apps und Hardware-Tokens, wenn gewünscht.

  • Keine Datenhaltung ohne Verschlüsselung – weder in Bewegung noch in Ruhe.

Was jetzt zu tun ist – als Nutzer, als Anbieter, als Branche

Wer digitale Dienste bereitstellt, muss Identität als kritische Infrastruktur behandeln.

Nicht in Whitepapers – sondern im Stack. Wer sie nutzt, muss verstehen: Sicherheit ist kein Zustand, sondern ein Prozess.

Es ist Zeit, die Passwortkultur hinter uns zu lassen.

Es ist Zeit, Verantwortung nicht länger auf den Endnutzer abzuwälzen.

Und es ist Zeit, Systeme so zu bauen, dass Leaks nicht nur unwahrscheinlicher werden – sondern irrelevant.

Denn wenn 16 Milliarden Logins im Netz kursieren und niemand mehr aufschreckt, haben wir längst das falsche Normal akzeptiert. Unternehmen, die ernst nehmen wollen, was Identitätsschutz bedeutet, sollten auf moderne Identity Provider setzen und ihre Kubernetes-Sicherheitsstrategie überdenken.

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