Souveräne Cloud: Anspruch, Realität und technische Auswege

Souveräne Cloud braucht mehr als ein Rechenzentrum in Europa. Was der CLOUD Act mit der DSGVO kollidieren lässt – und welche Technologien echte Datensouveränität ermöglichen.

Meta: Katrin Peter · 12.05.2025 · ⏳ 3 Minuten · Alle Blogs →
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Souveräne Cloud braucht mehr als ein Rechenzentrum in Europa. Was der CLOUD Act mit der DSGVO kollidieren lässt – und welche Technologien echte Datensouveränität ermöglichen.

Zwischen juristischer Sackgasse und technologischer Machbarkeit

Die Idee einer Souveränen Cloud ist in der europäischen IT-Landschaft zum Leitmotiv geworden – besonders im Kontext von Datenschutz, digitaler Unabhängigkeit und regulatorischer Compliance. Doch zwischen Wunsch und Wirklichkeit klafft eine erhebliche Lücke: Während technologische Konzepte für Souveränität zunehmend verfügbar sind, bleibt die rechtliche Seite komplex und widersprüchlich.


CLOUD Act und DSGVO: Ein Widerspruch mit System

Zentrales Konfliktfeld ist der CLOUD Act, ein US-Gesetz, das US-Behörden den Zugriff auf Daten erlaubt – selbst wenn diese in Rechenzentren außerhalb der USA gespeichert sind, solange sie unter Kontrolle eines US-Unternehmens stehen. Dagegen steht die EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), die in Artikel 48 klar festlegt, dass Daten nur auf Basis eines internationalen Rechtshilfeabkommens in ein Drittland übermittelt werden dürfen.

Das führt zu einem strukturellen Problem: Anbieter mit US-Muttergesellschaft unterliegen extraterritorialem US-Recht, was die Einhaltung der DSGVO – insbesondere bei sensiblen oder personenbezogenen Daten – infrage stellt. Auch Hosting in Europa bietet hier keine verlässliche Absicherung, wenn der Anbieter nicht vollständig dem europäischen Rechtsraum untersteht.


Technologische Souveränität: Was wirklich hilft

Technisch ist Souveränität kein Mythos. Die Probleme liegen nicht in der Architektur, sondern in der Anbieterauswahl und deren rechtlichem Rahmen. Folgende Faktoren spielen für echte Souveränität eine Schlüsselrolle:

1. Betreibersicherheit und Zugangskontrolle

Anbieter, die durch Design keinen Zugriff auf Kundendaten haben, bieten einen klaren Vorteil. Techniken wie Confidential Computing oder vollständig isolierte Infrastruktur-Designs sichern Daten auch gegen Zugriff durch den Betreiber selbst.

2. Offene Standards und föderierbare Cloud-Strukturen

Mit dem Sovereign Cloud Stack (SCS) existiert eine Open-Source-basierte Cloud-Architektur, die speziell für europäische Anforderungen entwickelt wurde. Der Stack ermöglicht interoperable, skalierbare Cloud-Umgebungen – inklusive Hybrid-, Public- und Private-Cloud-Szenarien. Der Clou: Ein Anbieterwechsel ist jederzeit möglich, ohne Vendor-Lock-In.

3. Open Source als Garant technischer Transparenz

Open Source reduziert Abhängigkeiten, schafft Kontrollierbarkeit und erlaubt, kritische Infrastruktur selbst zu betreiben oder vollständig zu auditieren. Gerade für den öffentlichen Sektor ist das eine praktikable Lösung, die zunehmend an Bedeutung gewinnt.


Vendor Lock-In: Die oft übersehene Falle

Selbst bei formal offenen Systemen erschweren proprietäre Abhängigkeiten, etwa bei APIs, Containertechnologien oder Datenformaten, häufig den Anbieterwechsel. In der Praxis bedeutet das: Wer sich einmal in eine Plattform eingekauft hat, kommt nicht ohne weiteres wieder heraus. Der vielzitierte „Check-in-anytime-but-never-leave“-Effekt ist keine Legende, sondern bittere Realität – gerade bei Hyperscalern.


Juristische Komplexität bleibt – Technik bietet Antworten

Auch wenn jüngste Maßnahmen wie ein neuer Angemessenheitsbeschluss der EU-Kommission eine temporäre Brücke zwischen EU und USA schlagen sollen, bleibt die rechtliche Unsicherheit bestehen. Datenschutzfolgenabschätzungen, Compliance-Audits und potenzielle Rechtsstreitigkeiten sind weiterhin Realität. Umso wichtiger ist es, technologisch vorzubauen und sich nicht allein auf internationale Vereinbarungen zu verlassen.


Fazit: Souveränität ist machbar – mit dem richtigen Ansatz

Souveräne Cloud-Infrastrukturen erfordern mehr als gute Absichten. Sie brauchen technische Klarheit, rechtliche Unabhängigkeit und echte Kontrollmöglichkeiten. Die gute Nachricht: Mit offenen Standards, europäischen Anbietern und konsequenter Ausrichtung auf Betreiber- und Datensouveränität lassen sich viele Risiken gezielt umgehen.

Der Wandel hin zu souveräner IT ist kein Marketingtrend, sondern eine Notwendigkeit für Unternehmen und Institutionen, die auf der richtigen Seite regulatorischer Entwicklungen stehen wollen – und dabei die Kontrolle über ihre digitale Zukunft behalten.


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