Europa und die Cloud

Seit über 10 Jahren bewege ich mich in der internationalen Tech-Szene – mit einem klaren Fokus: global denken, lokal handeln. Ich habe einen formalen Abschluss in Informatik und Technologie, bin aber seit jeher autodidaktisch unterwegs, neugierig, offen für Neues und pragmatisch im Umgang mit der realen Welt.

Meta: Fabian Peter · 19.05.2025 · ⏳ 5 Minuten · Alle Blogs →
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Hey,

ich bin Fabian – Ingenieur, Unternehmer und europäischer Staatsbürger mit Wohnsitz in Deutschland.

Seit über 10 Jahren bewege ich mich in der internationalen Tech-Szene – mit einem klaren Fokus: global denken, lokal handeln. Ich habe einen formalen Abschluss in Informatik und Technologie, bin aber seit jeher autodidaktisch unterwegs, neugierig, offen für Neues und pragmatisch im Umgang mit der realen Welt.

2017 habe ich meinen Job gekündigt und ein Beratungsunternehmen für Cloud-native Technologien gegründet – hauptsächlich DevOps, aber auch individuelle Softwareentwicklung, Teamaufbau, Venture-Building und Produktentwicklung.

In den letzten 5 Jahren sind daraus mehrere Unternehmen und digitale Produkte entstanden. Noch viel wichtiger: Ich habe dadurch einen sehr diversen Blick auf die europäische Tech-Landschaft gewonnen. Oft verspüre ich den Impuls, das Land zu verlassen, um dort zu arbeiten, wo Kultur und Gesetzgebung innovativen Menschen mehr Freiraum geben. Aber am Ende des Tages gefällt es mir hier in Europa sehr gut.

Global denken

Man erkennt schnell, dass wir gerne kopieren: Erfolgreiche TV-Formate und Tech-Geschäftsmodelle stammen häufig aus den USA und werden für den europäischen Markt angepasst. Beispiele: “The Voice”, “Germany’s Next Topmodel” oder “Zalando” – alle basieren auf US-Vorbildern.

Diese Kopierkultur hat sich leider auch auf den Technologiesektor ausgeweitet.

Mein persönlicher Schmerzpunkt sind Cloud-native Technologien wie Kubernetes, Cloud-Services und Open Source Software. Diese stammen aus einer neuen Denk- und Arbeitsweise, die “jenseits des Atlantiks” entstand und Innovation massiv beschleunigt hat – in nahezu allen Software-basierten Branchen.

Aber diese Technologien bringen Veränderung mit sich: Neue Denkweisen, neue Betriebsmodelle, neue Geschäftsmodelle, neue Kultur, neue Machtverhältnisse.

Diese Technologien kamen vor etwa 8 Jahren in Europa an – erst AWS, dann Docker, dann Kubernetes. Heute versuchen viele europäische Unternehmen, die Geschwindigkeit und den Erfolg von AWS zu kopieren oder Softwarevertrieb neu zu denken.

Doch im Gegensatz zu TV-Shows braucht Technologie nicht nur Handwerk, sondern auch ein rechtliches und kulturelles Umfeld – und das ist bei uns anders.

Lokal scheitern

  1. Wir trennen Technologie von Kultur. In Europa fehlt uns die Kultur, Scheitern als Teil von Fortschritt zu akzeptieren. Auch teilen wir selten Wissen, wenn wir es auch für uns behalten können. Kein Wunder, dass SAP der einzige weltweit relevante deutsche Softwareanbieter ist.
  2. Wir pressen neue Technologien in alte industrielle Denkweisen. Alles muss von Anfang an sicher, compliance-konform und durchgeplant sein. Aber echte Innovation entsteht durch schnelles, strukturiertes Scheitern und wiederholtes Lernen – das können wir kaum.
  3. Wir sind gefangen in einem kapitalistischen Konzernsystem. Kapitalismus an sich ist nicht das Problem. Aber: Geld finanziert keine Innovation, sondern Innovation generiert Geld. In Deutschland verlangen wir für jede Idee sofortigen ROI. Das liegt an 80 Jahren MBA-getriebener Industrieplanung.

Bei physischen Produkten macht das Sinn. Aber digitale Produkte folgen anderen Regeln: Die größte Ressource ist der Mensch. Gute Ideen und Software lassen sich fast kostenlos vervielfältigen.

Unser Wirtschaftssystem kann mit “Trial and Error” als Innovationsmotor nichts anfangen. Alte Menschen versuchen, neue Ideen mit alten Denkweisen umzusetzen – das führt zu technischer und gesellschaftlicher Verschuldung.

Was ist passiert?

Jede Generation hält sich für klüger. Aber Software hat Wissen und Fähigkeiten exponentiell skaliert. Seit den 90ern klafft eine riesige Wissenslücke zwischen den Boomern und der Gen Z.

Früher: Nur mit Ausbildung und Jahren an Erfahrung konnte man Karriere machen. Heute: Ein Udemy-Kurs reicht, um Enterprise-Software zu bauen.

Information verbreitet sich heute in Sekunden. Das überfordert klassische Institutionen. “Software is eating the world” ist keine Floskel, sondern Realität.

Doch vor Ort dominieren weiterhin “graue Bärte” die Chefetagen – und die kommen mit dem Tempo nicht mehr mit. Erfahrung kommt nicht mit Alter, sondern durch echte Erfahrungen. Wer nur plant, aber nicht umsetzt, sammelt in einer sich ständig wandelnden Welt keine relevante Erfahrung.

Selbst mir als Digital Native fällt es oft schwer, Gelerntes in Handlungen umzusetzen, bevor die nächste Innovationswelle alles wieder überholt. Die ältere Generation hat kaum eine Chance.

Früher wurde Wissen zentral verteilt (Schule, Uni, Verlage). Heute ist jeder seine eigene Nachrichtenquelle. Bildungssysteme verlieren an Boden gegen Plattformen wie YouTube und TikTok (auch ich ich habe dort viel gelernt).

Ging es hier nicht um die Cloud?

Doch. Ich es geht um Cloud-Infrastruktur.

AWS hat eine neue Art etabliert, Software zu betreiben. Wir in Europa haben nur die offensichtlichen Oberflächen kopiert, aber nicht verstanden, was den Erfolg von Amazon wirklich ausmacht.

Heute entwickeln wir uns zur “Festung Europa” – statt zusammenzustehen, isolieren wir uns. Souveränität ist wichtig, aber wir haben vergessen, wie man Wandel aktiv gestaltet.

Ich glaube:

  • Wir müssen Technologien besitzen und verstehen, nicht nur nutzen.
  • Wir müssen eigene digitale Infrastrukturen bauen, die technisch konkurrenzfähig sind.
  • Wir müssen Führungsrollen mit Menschen besetzen, die echte digitale Erfahrung haben.
  • Wir müssen Scheitern zulassen und aufhören, alles kontrollieren zu wollen.
  • Wir dürfen nicht nur auf Profit setzen, sondern nachhaltige Finanzierung ermöglichen.
  • Wir müssen bessere Datenschutzgesetze mit echten Alternativen verknüpfen.
  • Wir müssen aufhören zu denken, dass ein “sicherer Job” ein zukunftsfähiges Modell ist.
  • Wir müssen unsere Bildung modernisieren – Curricula aus den 90ern reichen nicht mehr.
  • Wir müssen begreifen: Die Cloud ist “nur jemand anderes Computer” – und wir könnten unseren eigenen bauen.
  • Wir müssen realisieren: “New Work” war gestern – wir steuern auf “No Work” zu. Klassische Angestelltenmodelle sterben zuerst im Wissensbereich.
  • Wir müssen anfangen, gemeinsam an offenen, nachhaltigen Lösungen zu arbeiten. Wer Menschen zur Mitarbeit bewegen will, muss Sinn und Teilhabe bieten.

Ich widme einen großen Teil meines Lebens der Verbesserung dieser Situation.

Indem ich Unternehmen abseits des Mainstreams aufbaue und moderne Arbeitsbedingungen fördere, hoffe ich andere zu inspirieren, ihre eigene Spur zu hinterlassen.

Übersetzt aus dem Englischen

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