Open Source ≠ Souveränität. Über Abhängigkeit und Verantwortung in einer cloud-nativen Welt
Viele verwechseln Open Source mit Souveränität. Beides gehört zusammen – aber das eine garantiert …

Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag zieht eine weitreichende Konsequenz aus den jüngsten politischen Spannungen mit den USA: Er beendet die Zusammenarbeit mit US-amerikanischen Technologieanbietern wie Microsoft und setzt künftig auf die vom Bund entwickelte Open-Source-Plattform OpenDesk. Der Schritt markiert einen Wendepunkt im Umgang internationaler Institutionen mit digitaler Abhängigkeit und unterstreicht die strategische Bedeutung technologischer Souveränität.
Auslöser der Entscheidung ist laut einem Bericht des Handelsblatts die Sorge vor politischer Einflussnahme aus den USA. Unter der Regierung von Präsident Donald Trump hatte Washington Sanktionen gegen Mitarbeiter des IStGH verhängt – darunter auch gegen Chefankläger Karim Khan. In der Folge sperrte Microsoft Khan den E-Mail-Zugang, wodurch die Arbeitsfähigkeit des Gerichts unmittelbar beeinträchtigt wurde. Dieser Vorfall machte deutlich, wie verwundbar internationale Institutionen sind, wenn sie in zentralen Arbeitsbereichen auf ausländische Cloud- und Kommunikationsdienste angewiesen sind. Digitale Infrastruktur, die bislang als neutrale Dienstleistung galt, wurde zum geopolitischen Druckmittel.
Um solche Risiken künftig zu vermeiden, hat der IStGH beschlossen, die Microsoft-Umgebung vollständig zu ersetzen. Eingesetzt werden soll OpenDesk, eine kollaborative Open-Source-Plattform, die vom Zentrum für Digitale Souveränität (ZenDiS) entwickelt wird – einer Bundesgesellschaft, die im Auftrag der Bundesregierung digitale Abhängigkeiten abbauen und europäische Alternativen stärken soll. Der Umstieg betrifft rund 1.800 Arbeitsplätze am Gerichtshof. Zwar ist die Zahl im internationalen Maßstab überschaubar, doch das Signal ist eindeutig: Selbst hochrangige Institutionen des internationalen Rechts sehen die Notwendigkeit, technologische Kontrolle wieder in die eigenen Hände zu nehmen.
OpenDesk basiert auf offenen Standards und quelloffener Software, die von europäischen Rechenzentren betrieben wird. Ziel ist es, Datenhoheit und Interoperabilität zu gewährleisten – zentrale Voraussetzungen für die digitale Souveränität öffentlicher Einrichtungen. Das Projekt ist Teil einer größeren europäischen Bewegung hin zu mehr technologischer Unabhängigkeit. Neben dem IStGH setzen auch der Öffentliche Gesundheitsdienst und die Bundeswehr auf OpenDesk. Letztere hat mit ZenDiS einen Rahmenvertrag über „souveräne Kommunikations- und Kollaborationslösungen" abgeschlossen.
Die Entscheidung des IStGH ist mehr als ein IT-Projekt. Sie ist Ausdruck eines tiefgreifenden Bewusstseinswandels. Technologie ist heute nicht nur Infrastruktur, sondern ein Machtinstrument – und wer die Kontrolle über Software, Server und Daten verliert, verliert auch politische und operative Handlungsfähigkeit. Für Europa zeigt der Schritt, dass strategische Autonomie nicht allein in Energie- oder Verteidigungsfragen gilt, sondern ebenso im digitalen Raum. Offene Technologien wie OpenDesk schaffen die Grundlage dafür, dass Institutionen auch in geopolitisch angespannten Zeiten unabhängig agieren können.
Der Wechsel des Internationalen Strafgerichtshofs von Microsoft zu OpenDesk ist ein prägnantes Beispiel für den Zusammenhang zwischen Technologie und Souveränität. Die Entscheidung zeigt, wie konkret geopolitische Spannungen in digitale Infrastrukturen hineinwirken – und wie notwendig es ist, dass Europa eigene, vertrauenswürdige Alternativen aufbaut. Digitale Souveränität ist keine abstrakte Vision, sondern eine Voraussetzung für funktionierende demokratische und rechtsstaatliche Strukturen im 21. Jahrhundert.
Für weitere Informationen über die zugrunde liegende Technologie, die in OpenDesk verwendet wird, können Sie mehr über Kubernetes erfahren, das eine wichtige Rolle in der Container-Orchestrierung spielt. Auch die Themen Cloud-native und DevOps sind entscheidend für die Implementierung solcher Lösungen.
Viele verwechseln Open Source mit Souveränität. Beides gehört zusammen – aber das eine garantiert …
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