Weekly Backlog KW 44/2025
Editorial Deutschland, deine Server. In derselben Woche, in der eine kleine Gemeinde in …

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat ein klares Signal gesetzt: Sie startet ein Förderprogramm, um gefährdete Forschungsdaten aus ausländischen Cloud-Speichern zurückzuholen – vor allem aus den Rechenzentren von Amazon, Google und Microsoft. Was nach einer technischen Detailfrage klingt, ist in Wahrheit eine überfällige politische Entscheidung.
Seit Jahren lagern zentrale Datenbestände der deutschen und europäischen Wissenschaft auf Servern US-amerikanischer Konzerne. Der Grund ist einfach: Die Angebote dieser Anbieter sind bequem, skalierbar und weit verbreitet. Doch sie sind nicht souverän.
Das Kernproblem liegt im US Cloud Act. Dieses Gesetz verpflichtet amerikanische Unternehmen, US-Behörden auf Anforderung Zugriff auf gespeicherte Daten zu gewähren – unabhängig davon, wo die Daten physisch liegen. Das bedeutet: Auch wenn ein deutscher Forschungsverbund seine Daten in einer „europäischen" Cloud eines US-Konzerns ablegt, kann Washington im Zweifel mitlesen.
Damit unterliegen sensible Forschungsdaten – etwa aus der Medizin, den Lebenswissenschaften oder der Sicherheitsforschung – einem fremden Rechtsraum. Sie sind nicht vollständig geschützt, nicht vollständig kontrollierbar und im Zweifel nicht dauerhaft zugänglich.
Die DFG reagiert darauf mit einer Förderinitiative, die bis 2027 läuft. Gefördert wird alles, was hilft, gefährdete Datenbestände zu sichern und auf europäische Server zu überführen: Speicherkapazitäten, Personal, rechtliche Prüfungen und der Aufbau geeigneter Schnittstellen. Auch die Integration in europäische Strukturen wie die European Open Science Cloud (EOSC) ist Teil des Programms.
Damit verfolgt die DFG ein Ziel, das weit über den Wissenschaftsbetrieb hinausweist: digitale Souveränität. Sie bedeutet, Daten, Infrastrukturen und Technologien so zu betreiben, dass sie nicht von fremden Gesetzen, Märkten oder Machtstrukturen abhängig sind.
Gerade in Zeiten geopolitischer Unsicherheit wird dieser Punkt zentral. Mit der Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus steht das transatlantische Verhältnis erneut auf dem Prüfstand. Wenn die politische Lage in den USA direkten Einfluss auf den Zugang zu europäischen Forschungsdaten haben kann, ist Handlungsbedarf keine Frage mehr – sondern eine Pflicht.
Die Initiative der DFG ist deshalb mehr als ein Förderprogramm. Sie ist ein Kurswechsel. Sie anerkennt, dass Abhängigkeiten nicht durch Vertrauen, sondern nur durch Kontrolle zu lösen sind. Forschung, die auf Daten aus Drittstaaten angewiesen ist, bleibt verletzlich – rechtlich, technisch und politisch.
Das Programm schafft Anreize, diese Verletzlichkeit zu reduzieren. Es fördert den Aufbau redundanter, vernetzter Dateninfrastrukturen in Europa, die Forschungsergebnisse langfristig sichern und zugänglich machen. Damit wird Datensouveränität zu einem zentralen Bestandteil wissenschaftlicher Qualitätssicherung.
Die DFG macht vor, was Politik und Verwaltung längst hätten umsetzen müssen: den konsequenten Aufbau eigener Infrastrukturen. Hochschulen, Behörden und Unternehmen stehen vor derselben Aufgabe. Wer sich auf US-Plattformen verlässt, verliert Kontrolle – über Daten, über Prozesse und letztlich über Gestaltungsspielräume.
Die digitale Zukunft Europas entscheidet sich nicht an den Schnittstellen künstlicher Intelligenz, sondern an der Kontrolle über Speicher, Netze und Standards. Wer die eigenen Daten in fremde Hände legt, verliert Handlungsmacht.
Die DFG hat diesen Zusammenhang erkannt – und zieht daraus Konsequenzen. Es ist ein Schritt zur Unabhängigkeit, den viele andere jetzt gehen sollten.
Die DFG fördert auch die Entwicklung von Container-Technologien, um die Dateninfrastruktur zu stärken und die digitale Souveränität zu gewährleisten.
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