Microsoft Teams: Wenn die Bürosoftware zur Anwesenheitskontrolle wird
Katrin Peter 2 Minuten Lesezeit

Microsoft Teams: Wenn die Bürosoftware zur Anwesenheitskontrolle wird

Microsoft wird seine Kollaborationsplattform Teams ab Dezember 2025 um eine Funktion erweitern, die den tatsächlichen Arbeitsort von Mitarbeitenden automatisch erkennt. Die Software soll feststellen, ob ein Nutzer mit dem WLAN des Unternehmens verbunden ist – und daraus ableiten, ob er sich physisch im Büro befindet.
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Microsoft wird seine Kollaborationsplattform Teams ab Dezember 2025 um eine Funktion erweitern, die den tatsächlichen Arbeitsort von Mitarbeitenden automatisch erkennt. Die Software soll feststellen, ob ein Nutzer mit dem WLAN des Unternehmens verbunden ist – und daraus ableiten, ob er sich physisch im Büro befindet.

Offiziell soll das Feature die hybride Zusammenarbeit erleichtern. In großen Bürokomplexen oder bei verteilten Teams könne so sichtbar werden, wer vor Ort und wer im Homeoffice arbeitet. Doch die technische Grundlage – die Erfassung von Standortdaten über das Firmennetzwerk – weckt Bedenken.

Laut Microsoft wird die Funktion nicht automatisch aktiviert. Unternehmen müssen sie gezielt einschalten, und Mitarbeitende müssen zustimmen. Der Konzern betont zudem, dass keine permanente Standortverfolgung stattfinde, sondern ausschließlich eine Zuordnung zum hinterlegten WLAN-Netzwerk.

Trotzdem bleibt die Debatte sensibel. Denn der technische Schritt ist klein, der gesellschaftliche groß. Die vermeintliche Komfortfunktion könnte leicht zur Kontrolle werden – insbesondere, wenn Unternehmen die Standortdaten nutzen, um Präsenzzeiten zu überwachen oder Arbeitsdisziplin zu messen.

Juristisch ist die Lage in Europa klarer als in den USA: Eine automatische Erfassung des Arbeitsortes berührt Grundrechte. In Deutschland etwa wäre eine Betriebsvereinbarung zwingend, da eine derartige Datenerhebung der Mitbestimmung unterliegt. Ohne freiwillige Zustimmung der Beschäftigten und transparente Regeln zur Datennutzung wäre das Feature kaum mit DSGVO und Arbeitsrecht vereinbar.

Datenschutzexperten warnen zudem vor dem schleichenden Verlust der Freiwilligkeit. Wo Hierarchien bestehen, ist Zustimmung selten frei von Druck. Die Vorstellung, dass Software künftig nicht nur Kommunikationsverhalten, sondern auch physische Anwesenheit protokolliert, verändert das Vertrauensverhältnis am Arbeitsplatz grundlegend.

Microsoft ist nicht das erste Unternehmen, das technische Möglichkeiten für Standortkontrolle anbietet – aber die Integration in eine allgegenwärtige Plattform wie Teams macht den Unterschied. Die Software ist bereits tief im Alltag vieler Organisationen verankert. Ein neues Kontrollwerkzeug in diesem System hat damit gesellschaftliche Relevanz weit über den Einzelfall hinaus.

Europa steht hier erneut an einem Scheideweg: zwischen digitaler Effizienz und dem Schutz individueller Autonomie. Vertrauen lässt sich nicht digitalisieren – und auch nicht automatisieren.

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