Europa und die Cloud
Hey, ich bin Fabian – Ingenieur, Unternehmer und europäischer Staatsbürger mit Wohnsitz in …
Deutschland diskutiert über Datensouveränität – und bleibt dabei technologisch abhängig. Warum das mit unserer Kultur zu tun hat und was sich ändern muss, um digitale Eigenständigkeit zu erreichen.
Deutschland – das Land der Dichter und Denker. Der Ort, an dem einst Grundlagen für moderne Technologie, Informatik und Automatisierung gelegt wurden. Und dennoch: Wenn es um digitale Infrastrukturen, insbesondere Cloud-Services, geht, blicken wir fast ausnahmslos in Richtung USA. Amazon, Microsoft, Google – die Schwergewichte heißen alle anderswo. Und was bleibt uns? Ein paar lokale Rechenzentren, IT-Dienstleister in Nischen und eine gewaltige Portion technologischer Abhängigkeit.
Der US CLOUD Act ist in dieser Diskussion mehr als nur ein juristisches Detail. Er steht sinnbildlich für den Kontrollverlust, den Deutschland und Europa in der digitalen Welt erlitten haben. Er zeigt, wie staatliche Gesetze aus Drittstaaten direkten Einfluss auf unsere Daten, unsere Unternehmen und unsere digitale Selbstbestimmung haben – sogar dann, wenn die Server physisch in Frankfurt stehen.
Doch warum ist das überhaupt möglich? Warum gibt es keine europäische Alternative, die wirtschaftlich, technologisch und regulatorisch stark genug ist, um sich gegenüber den US-Hyperscalern zu behaupten?
Ein Blick auf die Ursachen zeigt ein vielschichtiges Problem – kulturell, wirtschaftlich, politisch:
Wo in den USA “Move fast and break things” zur Maxime wird, regiert hierzulande “Was wäre, wenn es schiefgeht?” Statt agiler Produktentwicklung erleben wir oft lähmende Compliance-Prozesse, detailverliebte Datenschutzdiskussionen – und eine generelle Scheu vor disruptivem Denken.
Digitale Infrastruktur wird in Deutschland häufig verwaltet, nicht gestaltet. IT ist zu oft Chefsache auf dem Papier, aber in der Praxis ein ungeliebtes Ressort zwischen Budgetgrenzen und Zuständigkeitsfragen.
Unsere industrielle DNA liegt im Anlagenbau, nicht im Cloud-Ökosystem. Während SAP als Ausnahme den globalen Softwaremarkt prägt, blieb der Rest der IT-Branche mittelständig, fragmentiert, häufig wenig skaliert. Die Ambition, globale Plattformen aufzubauen, fehlt strukturell.
Ob Gaia-X, Sovereign Cloud Initiativen oder nationale Förderprogramme – vieles bleibt im Konzeptstadium oder verliert sich in politischer Symbolik, statt in marktfähige, interoperable Lösungen zu münden. Die Vision ist da, der unternehmerische Biss fehlt oft.
Cloud-Kapazitäten, souveräne Plattformen und offene Standards gehören auf eine Stufe mit Autobahnen und Stromnetzen. Nicht als Option – sondern als Voraussetzung für Wettbewerbsfähigkeit und digitale Eigenständigkeit.
Staatliche Förderungen sollten nicht nur Innovation “ermöglichen”, sondern auch klar definieren, was unter digitaler Souveränität verstanden wird: Betreiberkontrolle, Open Source, rechtliche Unabhängigkeit – und Skalierbarkeit.
Der Aufbau europäischer Cloud-Infrastrukturen gelingt nur auf Basis offener Standards, föderierter Architekturen und einer gemeinsamen Vision. Projekte wie Sovereign Cloud Stack oder Gaia-X müssen nicht neu erfunden, sondern endlich zu Ende entwickelt und konsequent industrialisiert werden.
Wir brauchen eine Kultur, in der digitale Gründerinnen und Gründer nicht nur neue Apps entwickeln, sondern kritische Infrastrukturen bauen wollen. Dafür braucht es Kapital, Vertrauen – und weniger regulatorisches Klein-Klein.
Die Frage ist nicht mehr, ob der CLOUD Act ein Risiko darstellt. Sondern warum wir ihn immer noch hinnehmen müssen. Wann entscheidet sich Deutschland dafür, nicht nur über digitale Souveränität zu sprechen, sondern sie auch umzusetzen? Mit eigenen Plattformen, eigenen Standards – und einem klaren Bekenntnis zur digitalen Eigenständigkeit?
Es ist Zeit, vom Land der Denker zum Land der digitalen Entscheider zu werden.
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