Weekly Backlog KW 45/2025
🗞 Weekly Backlog – KW 45/2025 Europa entdeckt, dass digitale Unabhängigkeit kein Ideal ist, sondern …

Diese Woche war ein einziger Fiebertraum. Von Localmind bis Aleph Alpha, von SonicWall bis GitHub – überall das gleiche Muster: große Versprechen, dünne Architektur, und ein tiefes Missverständnis davon, was Kontrolle wirklich bedeutet. Wenn wir weiter glauben, Sicherheit entstehe durch Marketing, und wenn US-Firmen weiter glauben, Vertrauen sei ein Abo-Modell - dann wird 2025 ein Jahr der Entzauberung.
Heise berichtet über einen Vorfall, der so absurd ist, dass man ihn fast für Satire halten könnte: Die österreichische Firma Localmind, die sich als „sichere KI-Plattform" verkauft, hat ihre komplette Infrastruktur offengelegt - nicht durch einen Angriff, sondern durch Unfähigkeit.
Ein Sicherheitsforscher fand Admin-Zugänge, Passwörter im Klartext und offene Kundensysteme. Darunter Banken, Stadtwerke und Energieversorger. Ursache: elementare Sicherheitsfehler. Wer also mit „lokaler KI" wirbt, aber das eigene Root-Passwort „whatTheHell123$$$" nennt, hat nicht Souveränität gebaut, sondern Karikatur.
Der Fall steht exemplarisch für einen europäischen Irrweg: „DSGVO-konform" ersetzt keine Sicherheitsarchitektur. Und ein Llama-Modell auf Bare Metal zu starten, ersetzt keine Kompetenz. Wer Souveränität fordert, muss sie beweisen. Technisch, operativ, strukturell.
Die zweite Blamage der Woche: SonicWall meldet, dass alle Cloud-Backups sämtlicher Firewalls kompromittiert wurden – also 100 Prozent, nicht wie zuerst kommuniziert fünf.
Ein Super-GAU für einen Anbieter, der Vertrauen verkauft. Die gestohlenen Backups enthalten sensible Netzwerkkonfigurationen und Zugangsdaten. Angriffe durch Gruppen wie Akira laufen bereits.
Das Muster ist altbekannt: Cloud-first, Security-second. Bequemlichkeit ersetzt Architektur, und zentralisierte Portale schaffen den größten anzunehmenden Single Point of Failure. Sicherheit in der Cloud ist kein Servicefeature sondern eine Designfrage. Und SonicWall hat sie falsch beantwortet.
GitHub migriert seine gesamte Infrastruktur auf Microsoft Azure. Laut The New Stack wird dafür die Produktentwicklung ausgebremst. Feature-Pläne werden aufs Eis gelegt, Migration hat Priorität.
Was als Skalierungsmaßnahme verkauft wird, ist vor allem ein strategischer Schritt zur vollständigen Integration in den Microsoft-Konzern. Mit dem Abgang von CEO Thomas Dohmke und der engeren Verzahnung in die Azure-Struktur wird GitHub endgültig zur Cloud-Abteilung Redmonds.
Technisch bedeutet das: komplexe MySQL-Migrationen, potenzielle Ausfälle, und ein wachsender Vendor-Lock-In. Politisch bedeutet es: GitHub verliert Neutralität. Wer dort hostet, hostet künftig faktisch bei Microsoft – ob er will oder nicht.
🔗 Zum Bericht von The New Stack
Donald Trump will den Export „kritischer Software" einschränken. Ein Schritt, der das Verhältnis zu China weiter eskaliert. Software wird endgültig als geopolitisches Instrument definiert.
Damit sollte uns allen klar sein: Wer US-Technologie nutzt, nutzt amerikanische Macht. Europa sollte das nicht als Drohung, sondern als Lehrstunde lesen: Solange unsere Plattformen in US-Händen liegen, bleibt „digitale Souveränität" eine Fußnote.
🔗 Heise: Trump plant Exportkontrolle für Software
Jonas Andrulis verlässt den Chefsessel bei Aleph Alpha - und mit ihm verliert Europa seine glaubwürdigste Vision technischer Unabhängigkeit.
Der Wechsel kommt leise, aber symbolisch laut. Kein Statement, kein Abschied, keine Worte. Laut Handelsblatt übernehmen jetzt Reto Spörri und Ilhan Scheer, flankiert vom wachsenden Einfluss der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland). Was als Partnerschaft begann, endet als Konzernintegration.
Aleph Alpha, einst als Bollwerk gegen US-KI angetreten, wird zur Corporate-Beteiligung. Und das ist mehr als ein Personalwechsel – es ist der Lackmustest für Europas Tech-Politik: Wir fördern Ethik, aber keine Exzellenz. Wir reden von Souveränität, aber bauen keine Infrastruktur.
Mit Andrulis geht kein Visionär, sondern ein Mahner - und die Erkenntnis, dass Europa Macht immer noch für ein moralisches Problem hält.
Die niederländische Regierung hat die Kontrolle über den Halbleiterhersteller Nexperia übernommen – offiziell aus Sicherheitsgründen, inoffiziell als Zeichen geopolitischer Selbstbehauptung.
Der Schritt zeigt, dass Europa beginnt, Industriepolitik als Sicherheitspolitik zu begreifen. China reagiert empört, Washington applaudiert, und Europa steht : zwischen den Stühlen.
Die Botschaft ist klar: Technologie ist kein Marktgut, sondern Souveränitätsfrage. Die Ära der freien Märkte weicht einer Strategie-Ökonomie - wer Technologie kontrolliert, kontrolliert die Zukunft.
GitLab managed by ayedo – Kubernetes -nativ, ohne Lock-In, vollständig gemanagt, zertifiziert und portabel über jede Cloud hinweg oder On-Prem.
Für alle, die Unabhängigkeit nicht nur predigen, sondern praktizieren wollen. 🔗 Zum Blogpost auf ayedo.de
CloudFest 2026 – das weltgrößte Festival für Internet-Infrastruktur – kehrt zurück:
Vom 23. bis 26. März 2026 verwandelt sich der Europa-Park in Rust erneut in das Epizentrum der Cloud-Branche. Über 10.000 Teilnehmende, 250 Speaker und 150 Partner aus mehr als 80 Ländern machen das Event zu dem Ort, an dem sich die globale Cloud-Community trifft, feiert und ihre Zukunft neu verhandelt.
Was das CloudFest besonders macht? Es ist kein Kongress, sondern ein Festival. Zwischen Keynotes, Masterclasses, und Hands-on-Sessions trifft man hier auf Gründer, CTOs, Architekt:innen, Hyperscaler, Start-ups und Security-Teams - und das buchstäblich zwischen Achterbahnen und Themenhotels.
Es geht um mehr als nur Panels: CloudFest ist Networking, Dealflow und Realitätstest in einem - wer hier war, weiß, welche Trends in zwölf Monaten in der Praxis ankommen.
Ob Storage, AI, Security, SaaS oder DevOps - wer in der Cloud arbeitet, gehört hierher.
Termin: 23.–26. März 2026 Ort: Europa-Park Rust, Deutschland Teilnehmende: 10.000+ aus über 80 Ländern
🔗 Mehr Informationen & Registrierung auf cloudfest.com
Felix Becker: „Soziale Medien sind digitales Gefahrgut."
Ein ehrlicher, reflektierter Beitrag über die Schattenseiten des Corporate-Influencings. Felix Becker beschreibt, wie LinkedIn Aufmerksamkeit und Dopamin koppelt – und warum man sich dabei selbst verlieren kann. Ein notwendiger Reality-Check in einer Branche, die Selbstdarstellung oft mit Wirkung verwechselt.
Jubiläumsfolge mit maximaler Dichte: In der 500. Episode des Doppelgänger Tech Podcasts seziert das Duo Philipp Glöckler und Philipp Klöckner einmal mehr den globalen Tech-Irrsinn - von Aleph Alphas Führungswechsel über Musks Milliardenpläne bis zur Frage, ob KI-Investitionen das BIP künstlich aufblasen.
Die Themen reichen von xAIs 20-Milliarden-Dollar-Finanzierung über OpenAIs Rechenzentrums-Wettrennen bis hin zu Chinas Exportkontrollen für Seltene Erden - und zeigen, wie eng Technologie, Kapital und Geopolitik inzwischen verflochten sind. Dazu: Oracles Chip-Fiasko, der KI-getriebene Schuldenberg von JPMorgan, Europas Versuch, „vertrauenswürdige KI" neu zu definieren - und ein Quanten-Nobelpreis, der das alles erdet.
🔗 Doppelgänger Tech Podcast #500 auf Spotify hören
Wenn sich diese Woche für dich auch wie ein Fiebertraum angefühlt hat, hilft nur eins: „Per Anhalter durch die Galaxis" - die ultimative Antwort auf alles ist und bleibt: 42.

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Algorithmen lieben Interaktion, ich liebe kluge Einwände.
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