Weekly Backlog KW 40/2025
Souveränität vs. Marktlogik 🧠 Editorial Diese Woche lässt sich ein roter Faden kaum übersehen: …
Souveränität vs. Marktlogik
Diese Woche lässt sich ein roter Faden kaum übersehen: „Souveränität" wird überall beschworen. In der Cloud, bei KI, in den Netzen. Doch sobald man genauer hinschaut, zerbröselt einfach alles. Mal hängt die deutsche „Staats-KI" am Tropf von Azure. Mal pumpt Nvidia 100 Milliarden in OpenAI, um die Monopolstellung zu sichern. Und mal schreibt Brüssel an einem Digital Networks Act, der die Grundregeln des Netzes neu ordnen will. Unsicherheiten zwischen Fair-Share-Forderungen und Netzneutralitäts-Gefahren.
Kurz: Es geht nicht nur um Technik, sondern darum, wer die Spielregeln im digitalen Europa wirklich bestimmt. Und wer am Ende die Rechnung bezahlt.
Welt.de nennt es „Souveränitäts-Washing" – und trifft damit ins Schwarze. SAP kündigt an, gemeinsam mit OpenAI und Microsoft eine „souveräne KI" für die Bundesregierung zu bauen. Klingt nach digitaler Eigenständigkeit, ist aber bei genauerem Hinsehen kaum mehr als ein Etikett.
SAP-Manager Philipp Herzig versucht das mit einer Lizenzkonstruktion als „eigenständige Firma" in Deutschland zu verkaufen. Doch: solange die Basistechnologie nicht hier entsteht, bleibt es eine Schimäre. Ionos-Chef Achim Weiss bringt es auf den Punkt: „Wenn die Amerikaner an die Daten wollen, kommen sie da ran."
Politisch nachvollziehbar, strategisch brandgefährlich. Denn sobald Exportkontrollen greifen oder der Zugang gekappt wird, steht die schöne deutsche Souveränität binnen Tagen nackt da. Was fehlt? Der Wille zu eigenen Basismodellen, eigenen Infrastrukturen, eigenen Standards.
👉 Fazit: „Made in Germany" ist hier bestenfalls ein Aufkleber auf einem Azure-Cluster.
Reuters berichtet: Nvidia will bis zu 100 Milliarden Dollar in OpenAI pumpen. Kein Tippfehler: 100. Milliarden. Dollar. Teil des Deals:
Das ist kein klassisches Investment, das ist ein Kreislaufsystem: Geld geht raus, Chips gehen rein, Geld kommt zurück. Für Nvidia genial. Für OpenAI existenziell. Für alle anderen: bitter.
Regulierer werden genau hinschauen müssen: das riecht nach Marktabschottung. Denn wenn Anbieter, Kunde und Investor ein und derselbe Kreis sind, wie viel echter Wettbewerb bleibt dann noch?
👉 Fazit: Das KI-Wettrüsten frisst jetzt schon Energie im Gigawatt-Maßstab – und den Rest des Marktes gleich mit.
Das Handelsblatt berichtet über die Pläne von Silo, einem neuen KI-Labor für den Verteidigungssektor. Ziel: KI-Anwendungen für militärische Szenarien. Von Cyberabwehr bis Entscheidungsunterstützung.
Was spannend ist: Während zivile KI in Deutschland im „Souveränitäts-Washing" erstickt, gehen Verteidigungsprojekte erstaunlich zielgerichtet nach vorne. Offenbar gilt: Wo nationale Sicherheit draufsteht, ist auch Budget drin.
👉 Kommentar: Die Ironie könnte größer kaum sein – für Chatbots fehlt angeblich das Geld, aber für KI im Gefechtsstand geht’s plötzlich sehr schnell.
Europa schreibt am digitalen Grundgesetz – aber noch ist offen, wer am Ende dafür zahlt. Mit dem Digital Networks Act (DNA) will die EU ihren Telekommunikationsmarkt grundlegend neu ordnen. Ziel: ein einheitlicher, robuster und souveräner digitaler Binnenmarkt.
Im Zentrum steht die Debatte um das Fair-Share-Modell: Sollen Plattformriesen wie Netflix, Meta oder Google einen Teil der Infrastrukturkosten schultern? Die Telekommunikationsanbieter sagen: ja, schließlich tragen ihre Netze die Hauptlast. Kritiker warnen hingegen vor dem Ende der Netzneutralität, höheren Kosten für Nutzer und einem Zwei-Klassen-Internet.
Der DNA versucht den Spagat zwischen Investitionssicherheit und Offenheit. Er ist damit nicht nur Technikrecht, sondern ein politischer Lackmustest: Kann Europa seine digitale Zukunft selbst gestalten, ohne das offene Internet zu opfern?
👉 Fazit: Der DNA ist kein Nebenschauplatz, sondern eine Weichenstellung für das digitale Europa.
🔗 Zum Artikel bei netzpolitik.org
Die Tagesschau berichtet: Trump will TikTok in den USA endgültig verbieten – diesmal nicht (nur) wegen „Spionage", sondern weil er die Plattform als unkontrollierbare Medienmacht sieht. 🔗Tagesschau-Link
Dazu passt sein zweiter Schritt: Sonderzölle auf ausländische Filme und Serien. Offiziell, um „Hollywood zu schützen", de facto, um den Medienmarkt unter nationalistische Kontrolle zu bringen. 🔗Tagesschau-Link
👉 Mein Eindruck: Das riecht verdächtig nach einem digitalen Volksempfänger 2.0. Erst die Plattformen verbieten, dann Besitzen und die Inhalte kontrollieren – und schon bestimmt die Politik, welche Stimmen laut sein dürfen.
Doppelgänger Tech Talk #495 – Nvidia 🔄 OpenAI | Medien-Oligarchen: Philipp Glöckler und Philipp Klöckner über Nvidia/OpenAI, TikTok, Meta-Skandale und europäische Regulierung. Ein Rundumschlag der Tech-News, gewohnt bissig kommentiert. 🔗 Zur Podcast-Folge auf Spotify
Tag der Deutschen Einheit 2025: Offizielle Veranstaltungen, Bühnenprogramme und Bürgerfest zum Nationalfeiertag. Ein Blick darauf, wie Deutschland seine Einheit feiert – und welche digitalen Themen (hoffentlich) ihren Platz finden. 🔗 Zur Website
Manuel Honkhase Atug im ZDF heute journal zur Drohnenabwehr: „Zu langsam, zu wenig." Er spricht über die Frage, wer in Deutschland eigentlich für kritische Infrastruktur zuständig ist – und warum das Thema immer noch nicht ernst genug genommen wird.
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