Nur 29 % OZG-Umsetzung im Saarland: Wie konnte es so weit kommen?

Das Saarland belegt im aktuellen Bitkom Länderindex 2024 den letzten Platz in der Kategorie “digitale Verwaltung”. Nur 29 % der im Onlinezugangsgesetz (OZG) geforderten digitalen Verwaltungsleistungen wurden umgesetzt. Zum Vergleich: Spitzenreiter Hamburg kommt auf 63 %, der Länderdurchschnitt liegt bei etwa 50 %. Die Bilanz für das Saarland ist ernüchternd – und wirft grundsätzliche Fragen zur digitalen Strategie des Landes auf.

Meta: Katrin Peter · 02.07.2025 · ⏳ 3 Minuten · Alle Blogs →

Das Saarland belegt im aktuellen Bitkom Länderindex 2024 den letzten Platz in der Kategorie “digitale Verwaltung”. Nur 29 % der im Onlinezugangsgesetz (OZG) geforderten digitalen Verwaltungsleistungen wurden umgesetzt. Zum Vergleich: Spitzenreiter Hamburg kommt auf 63 %, der Länderdurchschnitt liegt bei etwa 50 %. Die Bilanz für das Saarland ist ernüchternd – und wirft grundsätzliche Fragen zur digitalen Strategie des Landes auf.

Was sagen die Zahlen?

Hier die Platzierungen des Saarlands im Vergleich zu anderen Bundesländern laut Bitkom Index 2024:

Kategorie Platzierung Saarland Länderdurchschnitt Bestplatzierter
Gesamtwertung 12 von 16 62 Hamburg (82)
Digitale Wirtschaft 8 Berlin (85)
Digitale Infrastruktur 15 Schleswig-Holstein (83)
Governance & Verwaltung 16 Bayern (70)
Digitale Gesellschaft 2 Hamburg (85)

Die Diskrepanz ist offensichtlich: Bei der digitalen Gesellschaft steht das Saarland auf Platz 2. 94 % der Bürgerinnen und Bürger bewerten Digitalisierung positiv. 65 % verorten sich selbst bei Digitalkompetenz im oberen Spektrum. Gleichzeitig existiert kaum digitale Infrastruktur. Die Glasfaserversorgung liegt mit nur 29 % im Bundesvergleich auf dem letzten Platz.

Talente gibt es – aber sie bleiben nicht

Mit einem überdurchschnittlichen Anteil an IT-Studierenden (10,5 %) und Auszubildenden (4,4 %) scheint das Saarland auf den ersten Blick gut aufgestellt. Doch diese Talente verlassen das Land häufig direkt nach der Ausbildung. Warum? Weil ihnen keine attraktiven Perspektiven geboten werden. Weder die Verwaltung noch die Infrastruktur bieten ein Umfeld, das digitale Fachkräfte langfristig bindet.

Fehlende politische Konsequenz

Im Saarland gibt es kein eigenes Digitalministerium. Die Zuständigkeit liegt verstreut zwischen mehreren Ressorts. Es fehlt eine übergeordnete Digitalstrategie mit konkreten, messbaren Zielen. Stattdessen: Einzelinitiativen, Pilotprojekte und digitale Insellösungen ohne zentrale Koordination. Das Ergebnis ist ein digitalpolitisches Flickwerk.

OZG und C5: Zwei Seiten einer Medaille

Das Onlinezugangsgesetz verpflichtet die Länder, ihre Verwaltungsleistungen digital anzubieten. Gleichzeitig verlangen Bund und Kommunen zunehmend den Nachweis sicherer Cloud-Infrastrukturen nach BSI C5-Standard. Wer moderne digitale Behördendienste entwickeln will, muss beides liefern: gute Prozesse und eine belastbare technische Plattform.

Doch das Saarland versagt an beiden Fronten. Es mangelt an cloudfähigen Architekturen, an gesicherten Infrastrukturen, an Know-how für Umsetzung und Skalierung. Die wenigen ambitionierten Fachkräfte verlieren sich in Verfahrensschleifen und politischen Grabenkämpfen.

Was muss passieren?

  • Zentrale Steuerung: Ein Digitalministerium mit klarer Verantwortung für Strategie, Infrastruktur und Umsetzung.
  • Talente halten: Öffentliche Stellen attraktiver machen – durch echte Remote-Arbeitsmodelle, moderne Tools, agile Methoden.
  • Infrastruktur ausbauen: Glasfaser für Schulen, Unternehmen und Privathaushalte muss Standard werden, nicht Ausnahme.
  • Cloudfähigkeit herstellen: OZG-Leistungen brauchen sichere Cloudumgebungen. C5 sollte Pflichtstandard sein.

Die Grundlagen für eine erfolgreiche Deutsche Verwaltungscloud-Strategie sind vorhanden. Es braucht jedoch den politischen Willen und die technische Expertise, moderne digitale Souveränität umzusetzen.

Fazit

Das Saarland hat das Potenzial, ein digitaler Vorreiter zu werden. Aber das erfordert Mut, Konsequenz und ein echtes digitales Betriebssystem für die Verwaltung. 29 % OZG-Umsetzung sind nicht einfach zu wenig. Sie sind ein Symptom. Und das Problem liegt tiefer: nicht an den Menschen, sondern an der fehlenden Struktur. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, das zu ändern.

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